500 Jahre Reformation

 

500 Jahre Reformation

 

95 Thesen

Im Jahr 1517 veröffentlichte der Mönch und Theologieprofessor Martin Luther seine 95 Thesen zum Ablasswesen der katholischen Kirche. Er kritisierte Predigt und Pra­xis des Ablasses, der mit Buße und Geldspenden den Sünder aus dem Fege­feuer befreien sollte. Dem entgegen stellte er die Kraft des Glaubens, der allein auf die Gnade Gottes vertraut. Luther - und mit ihm die anderen Reformatoren wie z.B. Ulrich Zwingli und Johannes Calvin - machte die Bibel wieder zum geistlichen Mittelpunkt und Christus zur Mitte allen Lebens und Hoffens.

Er und mit ihm viele andere wollten die Kirche reformieren. Stattdessen wur­den Luthers Thesen zum Auslöser und Symbol eines breit gefächerten Prozesses, im Laufe dessen die evangelischen Kirchen entstanden. Der weltweit verzweigte Protestantismus trägt dieses Erbe bis heute weiter und steht dabei im geschwisterli­chen Dialog mit der Vielfalt der Konfessionen.

 

Die Reformation und ihre Auswirkungen

Die Reformation ist ein Teil der Freiheitsgeschichte der Neuzeit. Die Reformatoren betonten die persönliche und unmittelbare Verantwortung vor Gott und die Rechtfer­tigung allein aus dem Glauben. Diese Gedanken waren bahnbrechend, ihr Freiheitsbegriff war revolutionär. Gleichwohl gingen davon aber auch unversöhnlicher Konfessionalis­mus, Antijudaismus, religiöser Fanatismus, Gewaltherrschaft und eine sich anbah­nende Überhöhung des Individuums aus. Dem gegenüber bleibt festzuhalten, dass die Wahrheit des Glaubens an den gnädigen Gott in freiheitlicher Begegnung und in der Beziehung mit Jesus Christus geschenkt wird.

Kerngedanken der Reformation wie die Berufung auf das persönliche Gewissen und das Priestertum aller Glaubenden und Getauften wurden zu Quellen von Menschen­rechten und Demokratie, von Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit. Das refor­matorische Erbe leistet als Freiheits- und Versöhnungskraft einen wesentli­chen Bei­trag für den Zusammenhalt der Gesellschaft, für den europäischen Eini­gungsprozess  und für einen gerechten Frieden in der einen globalisierten Welt.

 

500-jähriges Jubiläum

Dementsprechend haben die Evangelischen Kirchen in Österreich „Freiheit und Verantwortung“ zu ihrem Leitgedanken für das Jubiläumsjahr gewählt. Mit der Konzentration auf die Mitte unse­res Glaubens, Jesus Christus, der ChristInnen weltweit verbindet, werden die vielen Geschwister anderer Kirchen dazu eingeladen, 500 Jahre Reformation als gemeinsames Chris­tus-Fest zu feiern.