Am 9. Oktober fand wieder ein Männergespräch an der Feuerschale statt.
500 Jahre Reformation
95 Thesen
Im Jahr 1517 veröffentlichte der Mönch und Theologieprofessor Martin Luther seine 95 Thesen zum Ablasswesen der katholischen Kirche. Er kritisierte Predigt und Praxis des Ablasses, der mit Buße und Geldspenden den Sünder aus dem Fegefeuer befreien sollte. Dem entgegen stellte er die Kraft des Glaubens, der allein auf die Gnade Gottes vertraut. Luther - und mit ihm die anderen Reformatoren wie z.B. Ulrich Zwingli und Johannes Calvin - machte die Bibel wieder zum geistlichen Mittelpunkt und Christus zur Mitte allen Lebens und Hoffens.
Er und mit ihm viele andere wollten die Kirche reformieren. Stattdessen wurden Luthers Thesen zum Auslöser und Symbol eines breit gefächerten Prozesses, im Laufe dessen die evangelischen Kirchen entstanden. Der weltweit verzweigte Protestantismus trägt dieses Erbe bis heute weiter und steht dabei im geschwisterlichen Dialog mit der Vielfalt der Konfessionen.
Die Reformation und ihre Auswirkungen
Die Reformation ist ein Teil der Freiheitsgeschichte der Neuzeit. Die Reformatoren betonten die persönliche und unmittelbare Verantwortung vor Gott und die Rechtfertigung allein aus dem Glauben. Diese Gedanken waren bahnbrechend, ihr Freiheitsbegriff war revolutionär. Gleichwohl gingen davon aber auch unversöhnlicher Konfessionalismus, Antijudaismus, religiöser Fanatismus, Gewaltherrschaft und eine sich anbahnende Überhöhung des Individuums aus. Dem gegenüber bleibt festzuhalten, dass die Wahrheit des Glaubens an den gnädigen Gott in freiheitlicher Begegnung und in der Beziehung mit Jesus Christus geschenkt wird.
Kerngedanken der Reformation wie die Berufung auf das persönliche Gewissen und das Priestertum aller Glaubenden und Getauften wurden zu Quellen von Menschenrechten und Demokratie, von Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit. Das reformatorische Erbe leistet als Freiheits- und Versöhnungskraft einen wesentlichen Beitrag für den Zusammenhalt der Gesellschaft, für den europäischen Einigungsprozess und für einen gerechten Frieden in der einen globalisierten Welt.
500-jähriges Jubiläum
Dementsprechend haben die Evangelischen Kirchen in Österreich „Freiheit und Verantwortung“ zu ihrem Leitgedanken für das Jubiläumsjahr gewählt. Mit der Konzentration auf die Mitte unseres Glaubens, Jesus Christus, der ChristInnen weltweit verbindet, werden die vielen Geschwister anderer Kirchen dazu eingeladen, 500 Jahre Reformation als gemeinsames Christus-Fest zu feiern.