Am 9. Oktober fand wieder ein Männergespräch an der Feuerschale statt.
Reformation in Vorarlberg
Beginn in Wittenberg
Die Reformation in Vorarlberg begann in Wittenberg. Feldkirch war im 16. Jahrhundert das Zentrum des Humanismus im Land. Viele Studenten aus Vorarlberg gingen an Universitäten, in denen im neuen Geist gelehrt wurde. Über fünfzig von ihnen zog es allein an die Universität nach Wittenberg. Dort kamen sie mit den Lehren Martin Luthers in Kontakt.
Einige von ihnen wurden enge Wegbegleiter des Reformators. Heimkehrer und Reisende brachten reformatorische Schriften und Traktate mit. Die neue Lehre verbreitete sich im Land und bald bekannte sich ein erheblicher Teil der Bürgerschaft zur Reformation.
Gegenreformation
Wenige Jahrzehnte später begann die Regierung in Innsbruck, die Sympathien für die Reformation zu unterdrücken: Bücher wurden verbrannt, der Besuch der katholischen Messe wurde per Geldstrafe erzwungen, die Einhaltung des Fastens wurde streng kontrolliert. Viele, die „vom lutherischen Geist befallen waren“, mussten fliehen oder wurden abgeschoben. Gegen die Anhänger Luthers und Zwinglis, die in Vorarlberg blieben, ging man brutal vor.
Schon nach wenigen Jahrzehnten galt die Reformation als gescheitert. Dadurch kam es zu einer beachtlichen humanistischen und intellektuellen Aushöhlung. Vereinzelt hielten sich ein paar „Kryptoprotestanten“ über die folgenden Jahrhunderte.
Als ein herausragender Exponent der Gegenreformation galt Merk Sittich (1466-1533) von Ems, der als Obrist und Landesknechtsführer des schwäbischen Bundes die aufständischen Bauern mit aller Härte bekämpfte. Er schreckte nicht vor brutalen Maßnahmen gegen die Anhänger Luthers oder Zwinglis zurück. In seinen Vogteien achtete er darauf, dass zumindest formal den Erfordernissen des alten Glaubens genüge getan wurde. Wer sich widersetzte, wurde entweder ausgewiesen, eingesperrt oder hingerichtet. Auch die Bludenzer Reformatoren Lucius Matt und Thomas Gassner wurden 1525 von Märk Sittich des Landes verwiesen.
Wiederaufleben des evangelischen Glaubens
Mit Beginn des 19. Jahrhunderts siedelten sich Industrielle aus der Schweiz und aus Schottland an und errichteten Textilfabriken. Sie brachten mit ihren Facharbeitern auch ihren evangelischen Glauben mit. Später kamen noch Kaufleute und Gewerbetreibende aus Süddeutschland hinzu. Auch protestantische Adelige ließen sich in Vorarlberg nieder.
Zunächst war es ihnen untersagt, eine eigene evangelische Gemeinde zu gründen. Das änderte sich, als Kaiser Franz Joseph I. 1861 das "Protestantenpatent" erließ, wonach Protestanten den Katholiken rechtlich gleichgestellt wurden. In Vorarlberg versuchte zunächst das katholisch-konservative Lager, die Niederlassung einer evangelischen Gemeinde mit Plakat- und Unterschriftsaktionen zu verhindern. Unterstützt durch den neuen Landtag, in dem die Liberalen die Mehrheit hielten, konnte aber noch 1861 die „Evangelische Gemeinde für Vorarlberg“ gegründet werden. Drei Jahre später wurde die „Evangelische Kirche zu Bregenz“ eingeweiht. (1861 Bregenz, 1876 Feldkirch, 1876 Bludenz, 1907 Dornbirn)
Wolfgang Olschbaur