Männer.Feuer.Gespräch am 9.12.

Am 9. Dezember trafen wir uns gegen 19:15 Uhr wieder zwischen Kirche und Gemeindesaal. Wir entzündeten das monatliche Männerfeuer. Nebeldunst umhüllte uns. Das Holz war etwas feucht geworden. Doch gemeinsam brachten wir das Feuer schnell zum Lodern. Die Wärme zog uns näher zusammen. Wir sprachen, hörten zu, schwiegen. Worum ging es?

Altes zerbricht. Neues taucht am Horizont auf. Dazwischen stehen wir – oft ohne zu wissen, wohin der Weg führt. So läuft es in unserem Leben. So läuft es in unserer Gemeinde. Die Kirche, wie wir sie kennen, verliert an Kraft. Alte Bilder vom guten Leben verblassen. Wir spüren den Umbruch. Doch was kommt danach? Diese Frage gleicht einer leeren Vase, die wir unterschiedlich füllen. Traditionen, die uns über Jahre trugen, tragen heute weniger. Viele Antworten von gestern passen kaum mehr zu den Fragen von heute. Um das lodernde Feuer standen wir im Nebel. In unseren Gedanken ebenso wie bei unserem nächtlichen Treffen um das Feuer.

Früher war ziemlich klar, was Kirche bedeutet. Sonntags der Gang zum Gottesdienst. Taufe, Konfirmation, Trauung, Beerdigung waren feste Stationen in einem evangelischen Leben. Die Gemeinde bot geistliche Heimat, der Glaube diente als Kompass. So war es einmal. Heute bleiben in vielen Gottesdiensten die Bänke leer. Die Rituale wirken vielen fremd. Die frohe Botschaft hallt immer öfter ins Leere.

Zwischen dem Vergehen des Alten und dem Kommen des Neuen liegt eine Zeit des Wartens. Eine Zeit der (befüllbaren!) Leere, die viele Formen annimmt. Eine Zeit, in der wir aushalten lernen können/sollen, dass sich nichts festhalten lässt. Wir leben zwischen dem Nicht-mehr und dem Noch-nicht. Und gerade jetzt gilt: Gott bleibt. Mitten im Wandel. Mitten in der Unsicherheit.

Wir sollten aufhören, immer alles kontrollieren zu wollen. So brauchen wir über unsere Kirchengemeinde nicht nur mit alten Mustern denken. Wir stehen inmitten eines Umbruchs. Das spüren wir alle. Die Frage ist, wie wir durch ihn hindurchgehen. Mit Angst oder mit Hoffnung? Mit Resignation oder mit Neugier? Bewahren wir das Alte oder wagen wir das Neue? Das „Fürchtet euch nicht" gilt auch für uns, mitten in unserer Ratlosigkeit.

Das Neue, das kommt, kennen wir nicht. Vielleicht ist das gut so. Vielleicht ruft uns das auf, endlich loszulassen: die Kontrolle, die Sicherheit, die Illusion, wir hätten unser Leben im Griff. Glauben bedeutet, das Alte loszulassen und dem zu vertrauen, der mitgeht.

Unser Männerfeuer im Nebeldunst war reich gefüllt mit ausgesprochenen und zugehörten Ideen und Gedanken. Immer wieder umhüllten uns auch Zeiten des schweigenden Nachdenkens, in denen man das Feuer knistern hörte. Immer wieder einmal kamen Menschen mit und ohne Hund sowie mit und ohne Fahrrad vorbei. Manche wunderten sich über uns, mache grüßten uns freundlich.

Bei mit der Zeit immer deutlicher zunehmender feuchter Kälte löschten wir gegen 21:15 Uhr gemeinsam das Feuer. Der letzte Rauch verzog sich bald. Mit guten Wünschen ging jeder seinen Weg in die Nacht.