Gedanken zum März 1938

Wie konnte es so weit kommen, dass Millionen von Österreichern die Machtübernahme der Nazi freudig begrüßt haben? Man hatte doch nur wenige Tage davor angenommen, dass die geplante Volksabstimmung ein klares Votum für die Selbstständigkeit Österreichs gebracht hätte.

Wie konnte es dazu kommen, dass unmittelbar nach dem Einmarsch deutscher Truppen die Schaufenster von Läden jüdischer Besitzer zu Bruch gingen und jüdische Mitbürger erniedrigt und bedroht wurden? Waren das nicht auch Österreicher wie ich und du?

Wie kam es dazu, dass nach dem Anschluss der Innenraum der Kreuzkirche in Bregenz mit Hakenkreuzfahnen „geschmückt“ wurde? Waren das jetzt die neuen christlichen Symbole?

Zahllose Menschen, die sich doch überwiegend als Christen deklarierten, unterstützten auf einmal ein Regime, das menschenverachtende Ziele verfolgte. War das nicht zu erkennen?

Erklärungsversuche und Analysen gibt es viele, doch jede muss angesichts der unbegreiflichen historischen Fakten zu kurz greifen. Innerhalb kürzester Zeit wurde eine Lawine losgetreten und hat alles mit sich gerissen.

Und heute? Angesichts zunehmender Nationalismen, Hasspostings, autoritärer Tendenzen, Fremdenfeindlichkeiten müssen wir uns fragen: sind wir sicher, dass nicht wieder eine solche Lawine der Unmenschlichkeit ausgelöst wird?

Wo werden unsere Kirchen stehen? Und wo werde ich als Christ stehen?

 

Bild: Wien, Heldenplatz 15. März 1938 (Bundesarchiv/Wikimedia Commons)